• Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

Finanz­plä­ne

Liqudität - nur Ein- und Auszahlungen, sonst nichts

LERNZIELE:

Sie sollen in diesem Kapitel Finanz- und Liquiditätsplanung lernen, wie die Zahlungsströme prognostiziert werden. Sie sollen also insb. die liquiden Mittel für unterschiedliche Perioden prognostizieren können.

Wichtig ist also insb., dass Sie sehen, dass es in Finanzwirtschaft auf Zahlungen ankommt, nicht auf Kosten oder Betriebserträge (dies vielmehr in Kosten- und Leistungsrechnung) oder auf Erträge und Aufwendungen (dies vielmehr in Bilanzierung).

Man listet die einzelnen Ein- und Auszahlungen der Unternehmung auf trennt sie in ihre unterschiedlichen Funktionsbereiche. Folgende Tab. 42 gibt die einzelnen Elemente wieder:

TeilplanPeriode 1Periode 2Periode 3
Absatz
Beschaffung
Personal
Investition
Subventionen
Kapitalbedarf
Reserve
Restkapitalbedarf
kumuliert

Grundform eines Finanzplans

Man beachte, dass dies nicht die einzige Möglichkeit ist, die Zahlungen zu systematisieren, es gibt noch vielerlei andere. Wichtig ist hierbei nur, dass alle Ein- und Auszahlungen erfasst werden.

Beispiel 95:

Die Till Hoffmann AG, Marktführer für Lakritzstangen in Deutschland, plant ihren Kapitalbedarf für die Monate Juli-September 2002 anhand folgender Plandaten (Angaben in Euro):

MonateJuliAugust September
Absatzplan
Absatzmenge (t)100200150
Absatzpreis (€/t)400600600
Vertriebskosten400044004400
Beschaffungsplan
Einkäufe (t)150210150
Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe600007000072000
Personalplan
Löhne/Gehälter320003400034000
Investitions- und Desinvestitionsplan
Auszahlungen für neue Maschinen10000060000
Einzahlung für Liquidation2000010000

Ausgehende Rechnungen werden erfahrungsgemäß zu zwei Dritteln im selben Monat und in Höhe des Rests im Folgemonat bezahlt, wobei bei ersten vertragsmäßig ein Skontoabzug von 2,5 % gewährt wird. Aus dem Monat Juni stehen noch Forderungen von Lieferanten in Höhe von 50.000 € offen. Eingehende Rechnungen für Roh,- Hilfs- und Betriebsstoffe werden im nachfolgenden Monat ohne Abzug bezahlt. Im Juni wurden für 50.000 € Materialien eingekauft. Für am Ende des Jahres zu leistende Steuerzahlungen werden monatlich Rückstellungen in Höhe von 4.000 € gebildet. Das Fertigwarenlager weist Ende Juni einen Bestand von 20.000 € und über zugesagte, bisher nicht ausgenutzte Kreditlinien von 40.000 € (Habenzinsen 0,5% p.a., Sollzinsen 16% p.a., Zinsfälligkeit jeweils am 31.12. eines jeden Jahres) aus. Im August kann fest mit 10.000 € aus staatlichen Subventionen gerechnet werden.

a) Ermitteln Sie für die Monate Juli bis September den jeweiligen Kapitalbedarf/-überschuss sowie die kumulierten Werte über den Zeitraum.

b) Der Vorstandsvorsitzende, Till Hoffmann – ein sehr engagierter Dortmunder Student – fragt sich, ob der Bestand des Unternehmens gesichert ist, wenn die gesamten Plandaten tatsächlich realisiert werden und eine weitere Kapitalbeschaffung ausgeschlossen ist. Hilf ihm bei seinen Überlegungen!

Man rechnet die einzelnen Teilpläne, soweit möglich, unabhängig voneinander aus.

Aufgabe der Liquiditätsanalyse ist die Durchführung

  • des Absatzplans,
  • des Beschaffungsplans,
  • des Investitionsplans.

Zunächst rechnet man für Juli den Absatzplan durch. Die noch ausstehenden Forderungen aus dem Monat Juni werden komplett im Juli bezahlt, es fließen also 50.000 € in die Kassen. Zusätzlich werden 100 ME verkauft zu einem Verkaufspreis von 400 € pro Stück. Da jedoch im selben Monat lediglich 2/3 = 66,67 % bezahlt werden und außerdem auch noch 2,5 % Skonto abgezogen werden, rechnet man 100·400·2/3·(1 - 0,025) = 26.000 €. Innerhalb des Absatzplans werden außerdem 4.000 € ausbezahlt. Insgesamt fließen also innerhalb des Absatzplans 50.000 + 26.000 – 4.000 = 72.000 € rein.

Beim Beschaffungsplan ist zu beachten, dass immer mit einer Periode Verzögerung bezahlt wird, so z.B. im Juli die Verbindlichkeit des Vormonats Juni von 50.000 €. Im Personalplan werden die Löhne pünktlich, genauer gesagt, periodenrichtig bezahlt, hier also 32.000 €.

Beim Investitionsplan ist die Auszahlung für die Maschine in Höhe von 100.000 € zu berücksichtigen.

Rückstellungen sind nicht zahlungswirksam und werden daher nicht berücksichtigt.

Insgesamt fließen also 72.000 € rein, jedoch 50.000 + 32.000 + 100.000 = 182.000 € aus. Im Monat Juli besteht daher ein Kapitalbedarf von 110.000 €. Dieser wird teilweise durch den Wert des Fertigwarenlagers von 20.000 € und die bisher nicht ausgenutzten Kreditlinien von 40.000 €, also in Höhe von 60.000 €, gedeckt. Es verbleibt daher ein Restkapitalbedarf von 50.000 €. Im Monat August wird wieder genauso gerechnet. Man kalkuliert den Absatzplan mit 100·400·0,33 = 13.333,33 € (den noch ausstehenden Forderungen aus dem Juli) zzgl. 200·600·2/3·(1 - 0,025) = 78.000 € für die Verkäufe des Monats August. Schließlich werden 4.440 € ausbezahlt, insgesamt errechnet man als Saldo des Absatzplans daher 13.333,33 + 78.000 – 4.440 = 86.893,33 €. Im Beschaffungsplan gehen 60.000 € aus (da dies die Einkäufe aus dem Vormonat sind und immer mit einem Monat Verzögerung bezahlt wird), im Personalplan 34.000 €. Der Investitionsplan schlägt mit 20.000 – 60.000 = -40.000 € zu Buche. Insgesamt resultiert daher ein Kapitalbedarf für August in Höhe von 86.893,33 – 60.000 – 34.000 – 40.000 + 10.000 = - 37.106,67 €. Da keine Reserve mehr existiert und aus dem Vormonat ebenfalls ein Kapitalbedarf bestand, ist der kumulierte Kapitalbedarf nun 50.000 + 37.106,67 = 87.106,67 €.

Ganz analog rechnet man für den Monat September, z.B. Umsatz = (1/3)·200·600 + (2/3)·150·600·(1 - 0,025) – 4.400 = 94.100 €. Man erhält insgesamt

JuliAugustSeptember
Absatzplan72.00086.893,3394100
Beschaffungsplan-50.000-60.000-70.000
Personalplan-32.000-34.000 -34.000
Investitionsplan-100.000-40.00010.000
Subventionen10.000
Rückstellungennicht zahlungswirksam!
Kapitalbedarf-110.000-37.106,67100
Reserve60.000
Restkapitalbedarf-50.000-37.106,67100
kumuliert-50.000-87.106,67-87026,67

Finanzplan

b) Der Bestand des Unternehmens ist nicht gesichert, wenn der Restkapitalbedarf sofort fällig ist und keine weitere Finanzierungsquelle existiert.

LAMBERT-REGEL:

Oft sind Angaben überflüssig (= redundant). So benötigt man im vorliegenden Beispiel 95 die Angaben über die eingekauften Mengen nicht, denn die Werte waren bekannt.

Hier nochmals das Konzept des Finanzplans (= Liquiditätsplans) im Video.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von zu laden.

Inhalt laden

 

ÜBER UNS

Wir bie­ten seit 1994 Unter­richt für BWL, VWL, Sta­tis­tik und Mathe­ma­tik. Mit uns berei­ten Sie sich opti­mal auf Ihre Prü­fung vor — kurz, knapp und auf den Punkt gebracht. Sie haben bei uns die Mög­lich­keit der Grup­pen­kur­se und des Ein­zel­un­ter­richts, der Prä­senz­kur­se und der Skriptsammlungen.

top
© Florian Hölzer Designs